Tu was für deine Stimme

microphone-2775447_1280_ Bild von Michal Jarmoluk auf Pixabay.jpg

Kürzlich verriet mir eine Opernsängerin, was für sie vor der Premiere unentbehrlich ist: eine Pediküre. Ein schönes Ritual! Guter Stimmklang beginnt tatsächlich in den Füssen. Sind sie entspannt und gleichzeitig gut im Boden verankert, wirkt sich dies positiv auf die Haltung und Körperspannung aus.
Singende machen sich öfters Gedanken zur Stimmhygiene als Menschen, die ihre Sprechstimme intensiv nutzen. Alle, die vortragen, telefonieren oder Gespräche führen profitieren davon, ihre Stimme gesund zu erhalten und zu pflegen. Denn eine heisere, kratzende oder müde Stimme irritiert nicht nur die sprechende Person, sondern auch Zuhörende.
Höchste Zeit also für ein paar Basics.

Ein Gefühl für die Stimme entwickeln
Wer der eigenen Stimme Aufmerksamkeit schenkt, erfährt bald, dass sie nicht auf Knopfdruck funktioniert. Wie lange braucht sie morgens, um in die Gänge zu kommen? Wie klingen meine Sprachmemos, wenn ich mich gut fühle? Was passiert mit meiner Stimme, wenn ich gestresst bin, und wie fühlt sich das im Hals an? Sehr einfach und lustvoll kannst du die Möglichkeiten und Grenzen deiner Stimme mit dem kostenlosen digitalen Format Einsingen um 9 kennenlernen.

In normaler Lautstärke sprechen
Sehr lautes Sprechen und besonders Schreien strapaziert die Stimme. Auch der Versuch, Umgebungslärm stimmlich zu übertönen, kann die Stimme rasch ermüden. Was viele nicht wissen: tonloses Flüstern strengt die Muskulatur des Kehlkopfes ungünstig an. Daher ist es besser, mit leisem Ton zu flüstern.
Während und nach einer Erkältung ist Stimmschonung angesagt: bitte nicht mit Druck einen Ton produzieren, wenn die Stimme nicht anschlägt.

Nicht räuspern
Räuspern sollte wann immer möglich vermieden werden. Es reizt die Schleimhaut im Kehlkopf. Als Schutzmechanismus wird mehr Schleim produziert, dieser führt zu erneutem Räuspern – ein richtiger Teufelskreis.
Bei Räusperzwang hilft es, weiterzusprechen, etwas Wasser zu trinken, zu summen und sanft auf das Brustbein zu klopfen oder bewusst zu husten und nachzuschlucken.

Raumluft
Trockene Heizungsluft reizt die Schleimhäute. Die Stimmlippen können dann nicht mehr gut schwingen und Infekte schlechter abgewehrt werden. Ideal sind etwa 50% relative Luftfeuchtigkeit. Auch Tabakrauchen greift die Schleimhäute an.

Pflege von innen
Trinke genügend Wasser oder Tee, mindestens 1.5 Liter pro Tag. Salbei-, Pfefferminz- und Kamillentee lieber nur in Massen, da ihre Wirkstoffe die Schleimhäute austrocknen. Besser sind Lindenblüten-, Malven- oder Isländisch Moos-Tee. Sorge für eine freie Nasenatmung, Nasenduschen sind hier hilfreich. Lutschtabletten mit Glyzerin, Isländisch Moos oder Hyaluron befeuchten die Schleimhäute.
Hinter Husten und Heiserkeit kann ein laryngo-pharyngealer Reflux stecken. Das „saure Aufstossen“ von Magensäure irritiert die Schleimhaut im Kehlkopf. Anpassungen der Ernährung und der Schlafposition sowie Medikamente können Abhilfe schaffen.
Wenn deine Stimme länger als drei Wochen ohne bleibende Erkältung heiser ist, lasse dich ärztlich untersuchen. Idealerweise suchst du eine:n Phoniater:in auf. Das sind HNO-Ärzt:innen, die sich auf die Stimme spezialisiert haben.
Was deiner Stimme guttut, wirkt sich auch positiv auf dein Wohlbefinden aus. Und im Wissen darum, dass beim Singen Glückshormone ausgeschüttet werden, ist es nie falsch, ein Lied auf den Lippen zu haben.

Priscilla Schranz, Logopädin                   Bild: pixabay.com

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